Notizen einer Studentin und Kräuterhexe
Donnerstag, 3. Januar 2008
Jahreswechsel
Es war einmal im Jahre 1691, ein gutes Jahrhundert nach der Einführung des Gregorianischen Kalenders, da hatte ein Geistlicher namens Papst Innozenz XII. von den regional an unterschiedlichen Tagen gefeierten Jahreswechseln die Nase voll. Er ordnete die Festsetzung des Neujahrstages auf den 1. Januar an - und so geschah's.
Der arme Kerl konnte ja nicht ahnen, was die Menschen dreihundert Jahre später zu diesem festlichen Anlass alles anstellen würden. So begannen sie zum Beispiel, Schwarzpulver in Papierröllchen zu füllen und mit einer Zündschnur zu versehen, um sie am Neujahrstag gegen Mitternacht (jedoch nicht selten auch an den Tagen davor und danach) mit lautem Knall explodieren zu lassen. Eine gigantische Wirtschaft entwickelte sich um diese pyrotechnischen Artikel, genannt Böller. Millionen Euro wurden jährlich dafür ausgegeben.
Bald schon wurde es den Leuten jedoch zu langweilig, die Böller einfach nur wegzuwerfen und sich über den der Explosion folgenden Tinitus zu freuen. Stattdessen wurden verschiedene Behälter auf ihre Widerstandsfähigkeit getestet - zum Beispiel Mülleimer und Briefkästen. Darüber hinaus stellten sich die kleinen Bomben als niveauvolles Mittel zur Klärung von (mehr oder weniger alkoholbedingten) Streitigkeiten heraus.
Ganz besonders aber freuten sich die Tiere über die ausgelassen feiernden Menschen und ihren Lärm. Den Bernhardiner zusammenfaltet im Katzenkörbchen zu finden oder die jaulende Katze aus der Gardine pflücken zu müssen, war keine Seltenheit.

Und so ist Silvester auch heute noch ein fröhliches, bei Groß und Klein beliebtes Fest.
Wenn Mama mit glasigen Augen das Silvesterstadel verfolgt, wenn Papas Hosenbein beim Feuerwerk Feuer fängt, wenn der Wellensittich mit Herzinfarkt von der Stange kippt und draußen in der beschaulichen Winterlandschaft der Briefkasten explodiert, dann sind alle glücklich und freuen sich selig seufzend auf das nächste Jahr.

Happy New Year!

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Freitag, 21. Dezember 2007
Weihnachtszeit
Ach ja, die liebe Weihnachtszeit! Auch für einen Studenten ist sie immer wieder etwas Besonderes. Die Stimmung in den Hörsälen ist locker und fröhlich, die Professoren sind gut drauf und halten witzige Weihnachtsvorlesungen - etwa über "Die Biologie des Weihnachtsmannes", oder über "Nasale Biolumineszenz bei Rentieren", in den Mensen gibt es kostenlos kleine Naschereien und der Weihnachtsmarkt lockt mit Glühwein und festlichem Lichterglanz.
Zugegeben, wenn die Heizung defekt ist und die Temperatur im Hörsaal auf gefühlte 5°C fällt, dann hat man auch manchmal die Nase gestrichen voll. Dann sehnt man die freien Tage um Neujahr herbei und träumt sich in Gedanken in die warme heimatliche Stube. - Noch 30 Minuten... noch 15...
Doch irgendwann sind auch die letzten Vorlesungen und Seminare überstanden, sämtliche Glühweinstände durchprobiert, alle Geschenke gekauft und die Koffer gepackt. Dann heißt es auf nach Hause und die Studenten der Martin-Luther-Universität zerstreuen sich in alle Himmelsrichtungen.
Auch ich muss mich gleich auf den Weg machen. Ein letztes Seminar gilt es zu meistern, dann darf ich die Reise nach Chemnitz antreten. Das wird sicher eine Herausforderung. - Ich hoffe, ich werde am Bahnhof nicht ertrampelt und erreiche meine Heimatstadt vor Mitternacht.

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Freitag, 26. Oktober 2007
Halle am Morgen
Anmerkung: Mein neues Blog findet ihr unter http://kraeuterhexlein.npage.de

Ich komme gerade von der ersten Vorlesung und laufe nichts ahnend vor mich hin, die Tasche mit meinen Heftern über die Schulter gehängt und ein wenig mürrisch angesichts der morgendlichen Temperaturen. Mein Atem kondensiert in leichten Wölkchen. Vor allem im Schatten der Altstadthäuser ist die Luft noch empfindlich kalt. Doch als ich den Marktplatz erreiche und aufschaue, bleibe ich staunend stehen, irgendwie berührt von der Szene, die vor mir liegt.
Die Sonne steht am blankgefegten Himmel tief über den Häusern von Halle und taucht den Marktplatz in blendendes Licht. Es herrscht geschäftiges Treiben, viele Menschen sind unterwegs: Arbeiter, Studenten, Rentner, Männer im Anzug und mit Aktentasche unterm Arm. Hin und wieder schlängelt sich ein Radfahrer an den Fußgängern vorbei, Straßenbahnen quietschen um die Kurven und scheuchen mit lautem Klingeln Passanten von den Schienen, Tauben und Spatzen suchen nach Brotkrümeln, das frische Obst und die Blumen an den Marktständen leuchten in der Morgensonne und bringen Farbe in die gräulichen Fassaden. Die Musik eines Akkordeonspielers versetzt mich in eine fröhliche, beschwingte Stimmung - am liebsten würde ich an Ort und Stelle anfangen zu tanzen und den herrlichen Morgen besingen.
Und über all dem wacht Herr Händel, in Bronze gegossen, mit stolzer Haltung und unbewegter Miene.

Ich liebe es, einfach dazusitzen - ein belegtes Brötchen kauend, das ich beim Bäcker erbeutet habe - und die idyllische Szenerie zu bebachten.
Ein plötzliches Gefühl von Stolz für meine neue Heimat ergreift mich und ich seufze still und glücklich in mich hinein: Irgendwie mag ich sie ja doch, diese eigensinnige kleine Stadt an der Saale.

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Letzte Aktualisierung: 2009.01.28, 14:06
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